Nachgedacht

Die letzte Drückjagdsaison ist vorbei und es liegt mir am Herzen, dass dieser Bericht vor den kommenden Drückjagden gelesen wird und man darüber nachdenken kann. Als begeisterte Hundeführerin bin ich mit meinen Hunden auf so mancher Drückjagd ein gern gesehener Gast. So auch am Samstag den 29.11.2003, als ich zum dritten mal in der Jagdsaison 2003 in dieses Revier auf eine revierübergreifende Drückjagd mit vier Hunden eingeladen wurde. Für die Hunde habe ich eine Meuteversicherung abgeschlossen. Zur anteiligen Abdeckung der Versicherungskosten wurde mit der Jagdleitung 20 Euro pro Hund vereinbart.

Nun zu dem bereits genannten Samstag. Die Jagdgäste wurden zu Ihren Ständen gebracht und für die Treiber und Hundeführer begann der Einsatz.

Ich schnallte meine Hunde an einer Dickung und 10 Minuten später hörte ich meinen Max laut geben. Der Laut kam näher und ging wieder weiter weg bis ich Ihn nicht mehr hörte.

Meine anderen drei Hunde jagten um mich und es war die erste Stunde vorbei ohne meinen Max gehört oder gesehen zu haben. Ich möchte hier erwähnen, dass meine Hunde so eingejagt sind, dass sie das Wild aufmachen, kurz anjagen und mich dann wieder aufsuchen. Ich hörte ihn die nächsten Stunden nicht mehr und man vertröstet sich selbst in der Erwartung, dass jeden Moment das Handy klingelt und es heißt: »Vermissen Sie Ihren Hund?«
Da unser Max wie alle anderen Hunde ein Telemetriehalsband an sich hatte (es ist für mich eine Sicherheit), konnte mein Mann, der bei einer anderen Gesellschaft war, spät nachmittags die Peilung mit dem Empfänger beginnen. Er folgte dem schwachen Signal und verschwand in der nächsten Dickung, rief mich eine dreiviertel Stunde später an, ich solle mit Spaten und Schaufel kommen, er habe Max gefunden. Ich fragte schnell: »Lebt er?« Er sagte: »Er atmet!« Mein Herz raste und ich fuhr so schnell es ging zu dieser beschriebenen Stelle.

Die Funkhalsung lag neben einem handflächen großem Loch, in dem sich in 30 cm Tiefe etwas Lehmverschmiertes bewegte. Mein Mann vergrößerte die Öffnung ein wenig, griff hinein und zog ein verdrecktes Knäuel heraus, das bei genauerem hinschauen sich als schwerkranker Fuchs entpuppte. Aber unser Max war nicht da!

Wir konnten nach Gesprächen rekonstruieren, dass Max, nachdem ich Ihn geschnallt hatte, einen Fuchs ca.700 m von der besagten Dickung bis zur beschriebenen Stelle verfolgte, welche sich schon im übernächsten Revier befand und dort von einem in der Nähe abgestelltem Jäger ca. eine halbe Stunde Standlaut zu hören war. Unserem Kenntnisstand nach wurden in diesem Revier weder Treiber noch Hundeführer eingesetzt, es kam dem standlaut gebendem Hund niemand zur Hilfe. Der in der Nähe abgestellte Jäger sah Max nicht mehr zurückwechseln und er wurde auch sonst von keinem mehr gesehen oder gehört.
Die folgenden Tage und Wochen möchte ich nicht beschreiben, ich wünsche sie KEINEM.

Ich führte Telefonate, gab Anzeigen auf kontrollierte Tierheime, schrieb 80 Tierärzte an und zusätzlich kam von der Versicherung die Nachricht, ein Abhandenkommen sei entgegen meiner Annahme nicht mitversichert und man bedauere den Vorfall. Ich hatte die Versicherungsbestimmungen nicht aufmerksam genug durchgelesen!!
Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass ich diesen Hund auf sämtlichen Prüfungen geführt habe einschließlich GP und BZP 1.Preis und er als Deckrüde gute Nachkommen hervorgebracht hatte.

Jedem Hundeführer möchte ich ans Herz legen, beim Abschluss einer Versicherung genau zu prüfen, welche Schadensfälle abgedeckt sind. Es wäre auch toll, wenn eine Jägerzeitschrift dieses Thema aufgreifen würde und man einen Vergleich von verschieden Versicherungen aufführen könnte.

Als ich einen Monat später beim Verantwortlichen des Reviers anfragte, wie sie sich diesen Tatsachen stellen, wurde ich telefonisch immer wieder vertröstet. Bei erneutem Anruf wurde mir von der Jagdleitung gesagt:„Ich hätte doch 20 Euro bekommen und somit sei der Fall erledigt”. Den Jagdaufseher dieser Jagd, der auch Hundeführer ist und den ich persönlich seit über 10 Jahre kenne, sagte zu mir, als ich Ihn darauf ansprach, diese Vorgehensweise wäre hier so üblich. Er meinte noch, ich könnte ja noch beim Jagdherrn anrufen, denn er hätte das letztendlich zu bestimmen.

Also rief ich beim Jagdherr an. Dieser wusste weder von den Einsätzen von meinen Hunden noch von dem Verlust von meinem Max. Er sagte mir: Er wolle mit der Jagd nichts zu tun haben und ich solle mich an den Jagdaufseher und die Jagdleitung wenden.
Ich teilte dies dem Jagdaufseher mit und sagte, dass ich menschlich von ihm und der Jagdleitung enttäuscht bin und ich über diesen Vorfall einen Bericht schreiben würde. Über eine solche Vorgehensweise, die ich noch auf keiner von den jährlich ca. 25 Drückjagden, bei denen ich mit meinen Hunden im Einsatz bin, erlebt habe. Er meinte dazu, dass er mit der Jagdleitung nochmals spreche und man würde mich anrufen.

Ich wurde natürlich nicht angerufen. Also meldete ich mich 2 Wochen später wieder bei der Jagdleitung.
Da erlebte ich, wie man in übelster Weise abgefertigt wird und mir noch angedroht wurde, mich in unserem Landkreis negativ darzustellen, so dass man mich mit meinen Hunden auf keine Drückjagd mehr einladen würde!!
Was war geschehen? Meine Familie und ich haben einen Freund verloren und nun musste ich mich zu meinem Kummer und Schmerz auch noch demütigen lassen!

Es kann eintreffen, dass mich mancher Jagdherr nicht mehr einlädt, aber ich musste diesen Bericht für meinen vierbeinigen Freund Max schreiben. Das bin ich ihm schuldig.

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